Weiß man nicht, dass es sich bei „Die Tribute von Panem“ um eine Trilogie handelt, wird man wohl etwas überrascht sein, dass nach dem ersten Teil noch ein oder besser zwei weitere Teile folgen. Da wird man sich wohl eher fragen, was denn da noch kommen will. Denn eigentlich war der Film ja schon einmalig. Eigentlich kann das ja kaum gesteigert werden und ja, eigentlich ist der Schluss so gestaltet, dass man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie und dass überhaupt ein qualitätsvoller zweiter Teil folgen kann. Eher eine lahme Fortsetzung des ersten Teils, um mehr Profit raus zu schlagen. Sodass man wiederum fast enttäuscht ist, dass es noch weiter geht, quasi, schade um den Film, weil nachträglich trübt das auch den ersten Teil. Dennoch und vielleicht weil die Spannung, wie es denn weitergeht und ob das Vorurteil auch berechtigt ist dann doch da war, wurde natürlich bald nach Filmstart der zweite Teil besucht: „Catching Fire“.
Vorweg: die Annahme war völlig falsch. Es ist keine lahme Fortsetzung. Es lohnt sich, den zweiten Teil zu sehen und es macht Sinn. Es ist eine logische, weiteführende Handlung, keine zwanghafte Verlängerung, und nachdem die Zweifel beseitigt wurden, kann man sich getrost auf den dritten Teil freuen. Was man aber auf jede Fälle tun sollte: sich über den ersten Teil informieren oder noch besser, ihn vorher ansehen. Denn ansonsten wird es schwierig, dem Ganzen zu folgen.
Deswegen nochmals kurz eine Zusammenfassung von Teil 1. Betonung liegt hier natürlich auf kurz, denn der gesamte Inhalt würde wohl den Rahmen sprengen; und den gäbe es ja auch in Buchform nachzulesen.
Tödliche Spiele – Teil 1 der Triologie
Grob gesagt spielt der Film in der diktatorischen Nation Panem, in einer undefinierten Zukunft. Das Land teilt sich in das Kapitol – die Hauptstadt – und 13 umliegenden Bezirken. Wobei ersterer weitaus reicher ist als letztere. Nicht verwunderlich also, dass es zu einem Aufstand kam, der allerdings nur die Vorgeschichte der Trilogie ist. Der Grund für alles Folgende sozusagen. Denn dieser Aufstand wurde niedergeschlagen, das Kapitol ging als Sieger hervor und fordert nun jedes Jahr zwei Tribute, jeweils einen Jungen und ein Mädchen, pro Distrikt. Gelost innerhalb der Bevölkerung der 12 bis 18jährigen Bewohner. Was der Geschichte natürlich eine gewisse Tragik verleiht, denn viel mehr leidet der Zuschauer, also Kinobesucher, natürlich mit einem kleinen 13jährigen Mädchen als mit einer 40jährigen Frau. Diese gezogenen Tribute dürfen, so die Sicht der Bewohner des Kapitols, bei den sogenannten Hungerspielen in einer Arena gegeneinander antreten; bis nur noch einer übrig bleibt; also bis alle anderen tot sind. Sehr schonungslos gesagt, aber ebenso schonungslos ist der Film. Ebenso schonungslos sind auch die Zuschauer der Hungerspiele, die in ganz Panem im Fernsehen übertragen und gefeiert werden. Im Kapitol sowieso– hier muss ja auch keiner mitmachen – in den anderen gezwungenermaßen.
Natürlich ist der Film ausgefeilter als beschrieben, da gäbe es weitaus mehr zu berichten: von den Sponsoren, die die Spieler mit „Spenden“ während der Spiele unterstützen können und die es für sich zu gewinnen heißt. Oder von dem Spielmacher, der Spannung in die Spiele bringt und von außen eingreifen kann, mittels Katastrophen und ähnlichen Überraschungen.
Die Hauptprotagonisten: die Tribute aus Distrikt 12
Hauptdarstellerin in allen Teilen ist Katniss Everdeen, ein 16jähriges Mädchen aus dem 12. Distrikt, das sich freiwillig an Stelle ihrer kleinen Schwester meldet. Der männliche Tribut, Peeta Mellark wird gezogen, wobei es bereits am Anfang, vor den Spielen, ans Licht oder an die Zuschauer der Hungerspiele kommt, dass Peeta in Katniss verliebt ist. Die sich nun, auch während der Spiele und auch nicht unbedingt 100% aufrichtig und ehrlich, als tragisches Liebespaar ausgeben. Bis sie unter den letzten Überlebenden sind. Bis das Publikum nun gespannt den Atem anhält – egal ob im Kapitol oder im Kino. Denn immerhin, man hätte sich ja schon gewöhnt an die beiden, man hätte sie ja schon ins Herz geschlossen und außerdem: die Liebenden trennen? Bis der Spielmeister verkündet, es dürften diesmal zwei überleben, wenn sie aus demselben Distrikt kommen; und man wieder erleichtert aufatmet. Bis er dann am Ende, als tatsächlich nur diese zwei überlebt haben, dasselbe wieder zurücknimmt; und die beiden beschließen giftige Beeren zu essen. Alle oder keiner sozusagen; und der Spielmeister dann eingreift und doch beide rettet.
So endet also Teil 1.; und so wären wir wieder am Anfang. Denn schwer vorstellbar, wie es hier weitergehen soll. Immerhin müssen die Gewinner der Hungerspiele ja eigentlich nicht mehr antreten. Eigentlich, könnte man also denken, Glück gehabt, raffiniert und nochmal gut gegangen. Dennoch wie schon vorweg gesagt, man wird trotzdem vom zweiten Teil nicht enttäuscht sein. Des Rätsels Lösung ist einfach und schockierend zugleich und einige Zuschauer werden vielleicht schon einen Verdacht hegen, woran man im 2. Teil aufbaut.
Catching Fire: Genug, um nach wie vor Feuer und Flamme zu sein?
Nur so viel sei gesagt: die absolute nervenaufreibende Spannung bleibt erhalten. So sehr, dass ein fast voller Kinosaal mit dementsprechendem Lärmpegel den ganzen Film über mucksmäuschenstill bleibt. Nicht einmal das Popcorn raschelt, alles gespannt auf die Leinwand starrt. Dass man wieder tagelang über das Gesehene nachdenkt, wieder völlig hinein kippt in die Geschichte und der ein oder andere schon nach dem 3. Band in Buchform Ausschau hält, um die Wartezeit zu verkürzen. Ebenso werden die Stimmungen im Film perfekt wiedergegeben. Von Spannung, über Verachtung, Trotz, Zorn und Rührung. Man meint sich nicht in einer fernen Zukunft, in einer Geschichte, die in unserer Zeit nicht passieren kann; und vielleicht ist es gerade das, was die Tribute von Panem so faszinierend macht: dass die Idee der Hungerspiele und dessen Durchführung, die absolute Macht eines Kapitols über seine Distrikte und die hirn- und gefühlslose Begeisterung der Kapitolsbewohner über diesen „Event des Jahres“, obwohl in der Zukunft, dann doch nicht so weit hergeholt scheint; und man Facetten, nur kleine, in unserer heutigen Zeit doch ab und zu wiederzuerkennen scheint. (Foto © STUDIOCANAL)